- 15. September 1932 (Pirmasens) bis 14. November 2018 (Bad Nauheim)
- Redakteur und Chefredakteur von "akt - Aktuelles Theater", Frankfurter Kulturzeitung (Frankfurter Bund für Volksbildung)
- Schriftsteller, künstlerischer Leiter "Tsamas-Verlag", Herausgeber des Kulturmagazins "notabene", Kultur-Redakteur für den Schwarzwälder Boten und die Badische Zeitung, stellvertretender Chefredakteur des "SchuhMarkt", Galerist, Maler und Conferencier
- Urnenbeisetzung mit bunter Erinnerungsfeier und letztem Applaus am Samstag, 1. Dezember 2018, 13 Uhr, Waldfriedhof Bad Homburg
Schmitten/Taunus, 18. November 2018. Am Mittwoch, dem 14. November 2018, verstarb der Autor, Journalist, Maler, Gewerkschafter, Galerist, Kunstsammler und Friedensaktivist Karl Rudolf Pigge nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie mit 86 Jahren in Bad Nauheim.
In den 1960er Jahren war Pigge als Kultur-Redakteur in seiner ersten Wahlheimat Villingen für den Schwarzwälder Boten und die Badische Zeitung aktiv. Parallel hierzu war er als Schuhvertreter hochwertiger Damenschuhe ("Elka") in Süddeutschland tätig. Der einer Schuhfabrik-Dynastie abstammende Pigge machte eine kaufmännische Lehre bei der Schuhfabrik Ludwig Kopp AG in Pirmasens und besuchte Schauspielschulen in Hannover und Hamburg und lernte u.a. bei dem Wirtschaftsredakteur Wolfgang Semmler in Pirmasens. In Villingen etablierte er das "Villinger Kunstkabinett" und richtete Vernissagen mit bildenden Künstlern (u.a. Esteban Fekete, Horst-Egon Kalinowski, Felix Schlenker) aus.
Pigge verlegte in den 1960er und 1970er Jahren als künstlerischer Leiter im Tsamas-Verlag Bücher verschiedener, zum Teil sehr junger Autoren (Dieter Kühn, Gabriele Wohmann, Nikolai Nor-Mesek, Peter M. Michels, Gerd E. Hoffmann, Walter Aue), die sich u.a. kritisch mit Themen wie Überwachungssysteme oder Datenschutz beschäftigten oder die amerikanische Anti-Kriegs-Bewegung dokumentierten. Wichtige Anthologien des Tsamas-Verlags waren "typos 1" und "typos 2", herausgegeben von Walter Aue.
1970 zog Pigge mit seiner Frau und damals drei Kindern nach Bad Homburg, führte dort eine kleine Galerie und wurde stellvertretender Chefredakteur des damals in Frankfurt erscheinenden "SchuhMarkt". Unter seinem Künstlernamen "Frank Arlig" war er Vorsitzender des hessischen Schriftstellerverbandes und wirkte aktiv in der Friedensbewegung mit. Als Frank Arlig tourte er mit einer ersten Multimedia-Show mit Klängen, Dias und Texten unter dem Motto "Der Mann, der aus dem Dunkeln liest…" durch Hessen.
1983 zog Pigge von Bad Homburg nach Schmitten im Taunus in ein ehemaliges Landhotel. Die späten 1980er Jahre waren geprägt von seiner Arbeit als Frank Arlig für "akt - Aktuelles Theater". Die monatlich erschienene Zeitung wurde vom Frankfurter Bund für Volksbildung herausgegeben. Pigge begann als Redakteur für das monatliche Interview. Von einer 8-seitigen Programmzeitung entwickelte Pigge "akt" zu ihrer 16-seitigen finalen Form. Im Zuge der Sparpolitik im Bereich der Kultur in Frankfurt wurde die bis dahin im Druckhaus der Frankfurter Rundschau hergestellte "akt" schließlich im Jahr 1994 eingestellt.
Pigge veröffentlichte in den darauffolgenden Jahren in verschiedenen Anthologien, entwickelte Buch- und Theaterkonzepte und schrieb an Romanen zur Zeitgeschichte und über das Älterwerden. So behandelt sein "Eingegrünt" schon vor den TV-Experimenten der 2000er Jahre das Leben von wahllos zusammengewürfelten Menschen mit ungleichem sozialen Hintergrund. Darin verarbeitete Arlig auch die Folgen des zunehmenden Klimawandels, die Herausforderungen des Zusammenlebens von Alt und Jung und der andersartigen Sozialisation der "Wessis" und "Ossis" kurz nach der Wiedervereinigung. Seine Interpretation der Folgen des Zweiten Weltkriegs für das Zusammenleben der Überlebenden führt zu seinem letzten, bislang unveröffentlichten, Roman "Durch den Wolf / Komm: Kuscheln".
Pigge engagierte sich im Kreise der Schwulen- und Lesbeninitative in Frankfurt und bereicherte das Café Karussell, dem "Treffpunkt für Männer liebende Männer der Generation 60plus" mit Lesungen und Moderationen und veröffentlichte in den schwulen Stadtführern "Berlin von hinten" und "Frankfurt von hinten".
Pigge war bis zu seinem Tod 62 Jahre mit der Kauffrau und Journalistin Ursula Pigge verheiratet, hatte vier Kinder, die heute in Hessen und Niedersachsen leben. Zu seiner Großfamilie gehören außerdem zehn Enkel, zwei Urenkel und zehn Patchworkenkel.
Die Urnenbeisetzung mit bunter Erinnerungsfeier und letztem Applaus findet am Samstag, dem 1. Dezember 2018, auf dem Waldfriedhof in seiner zweiten Wahlheimat Bad Homburg vor der Höhe um 13 Uhr statt.